Das Nibelungenlied
Sonntag, 27. März 2011 | Autor: froutes
Der Nibelungensteig ist einer der Top-Wanderwege, wenn es um Touren im Odenwald geht.
Da er bei froutes prominent vertreten ist, soll hier mal die dazugehörige Sage kurz zusammengefaßt werden:
Originaltext: „Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedin, daz in allen landen niht schoeners möhte sin, Kriemhild geheizen. Si wart ein schoene wip. dar umbe muosen degene vil verliesen den lip“
Übersetzung: „Es wuchs im Burgundenland eine Prinzessin (ein sehr adliges Mädchen) auf, so schön, dass es auf der ganzen Welt (in allen Landen) nichts Schöneres geben könnte, Kriemhild genannt. Sie wurde eine schöne Frau. Deswegen mussten viele Helden das Leben verlieren.“
So beginnt eines der bedeutendsten Werke deutscher Dichtkunst, ein mittelalterliches Epos, welches in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasst wurde. Der Autor ist, wie damals üblich, unbekannt. Im Mittelalter verfasste Werke sollten keine Eigenleistung eines einzelnen Dichters aufzeigen, sondern vielmehr den Zusammenhang und die tiefen Wurzeln des Überlieferten mit dem eigentlichen Erzählstoff offenbaren.
Kriemhild, eine junge und wegen ihrer Schönheit sehr begehrte Prinzessin, lebt mit ihren Brüdern König Gunther, Gernot und Giselher im Burgunderreich. Dem Heiraten völlig abgeneigt, da Leid durch die Liebe sie schreckte, erweicht erst Siegfried, ein Königssohn aus Xanten ihr Herz. Siegfried, dem der Ruf als reicher Königssohn und tapferer Drachentöter weit vorauseilt, macht sich nach seiner Ankunft im Burgunderreich sehr bald unentbehrlich, werden doch mit seiner tatkräftigen Unterstützung sowohl Sachsen wie auch Dänen, welche das Königreich Burgund erobern wollen, zurückgeschlagen und besiegt. König Gunther erkennt schnell das Potential Siegfrieds und will selbigen durch eine Heirat mit Kriemhild an sich binden. Jedoch gibt es eine Bedingung: Siegfried muss Gunther helfen, die Königin von Island, Brünhild zu erobern. Kein Sterblicher konnte die Königin, die ihre übernatürlichen Kräfte aus ihrer Jungfräulichkeit schöpfte, besiegen. Doch mit Hilfe einer Tarnkappe bezwingt Siegfried an Gunthers Stelle die mächtige Frau. Diese reist daraufhin mit nach Worms im Burgunderreich und heiratet Gunther. Gleichzeitig ehelicht Siegfried seine Kriemhild, was wiederum Brünhildes Herz beinahe zerbricht, hatte ihr Siegfried doch einst versprochen, zu ihr, der Königin, zurückzukehren. Aus Verbitterung und Enttäuschung will sich Brünhild ihrem angetrauten Gunther in der Hochzeitsnacht entziehen, doch auch hier hilft Siegfried dem König, mit Hilfe seiner Tarnkappe, die Widerspenstige zu bezwingen. Aus Missgunst und Neid, tiefer Abneigung und Standesdünkel entbricht nur zehn Jahre nach der Doppelhochzeit von Siegfried, Kriemhild, Gunther und Brünhild zwischen den beiden Frauen ein heftiger Streit, in dessen Verlauf Kriemhild der Rivalin die Wahrheit über Gunthers Sieg über sie und den wahren Verlauf der Hochzeitsnacht verrät. Von Rachsucht geprägt, sinnt Brünhild darauf, Siegfrieds Leben zu nehmen. Doch wie? Siegfried gilt schließlich als unbesiegbar seit er im Blute des von ihm erlegten Drachen badete. Kriemhild verrät auf Drängen ihrer Brüder Siegfrieds einzige Schwachstelle, seine Schulter. Diese einzige verwundbare Stelle an seinem Körper, die entstand, da während seines Bades im Drachenblut ein Lindenblatt auf seiner Schulter lag, sollte nun den Tod des Helden begründen. Während eines Jagdausfluges geschieht die hinterhältige und niederträchtige Tat: an der Siegfriedsquelle bei Grasellenbach im Odenwald ermordet Hagen, ein Scherge Gunthers, den ahnungslosen Siegfried, während dieser sich über die Quelle beugt um zu trinken. Jahre später, Kriemhild ist durch eine Heirat mit dem Hunnenkönig Etzel, auch Attila genannt, den mordenden Brüdern entflohen, lädt sie selbige, unter dem Deckmantel der Versöhnung nach Ungarn ein. Hier überfallen nun hunnische Krieger die mitgereisten Knechte der Burgunden, daraufhin tötet Hagen Ortlieb, den Sohn Kriemhilds und ein Gemetzel, bei dem letztendlich nur noch Gunther und sein Scherge Hagen übrig bleiben, entbrennt. Um den Aufenthaltsort des sagenhaften Nibelungenschatzes, welchen ihr ermordeter Gatte Siegfried eroberte und seine Mörder entwendeten, von Hagen zu erfahren, lässt sie ihrem Bruder Gunther den Kopf abschlagen und tritt mit diesem dem feigen Mörder gegenüber. Hagen, von Hochmut beseelt, gibt das Versteck jedoch nicht preis und Kriemhilds Zorn entlädt sich gegen den Mann, indem sie ihn eigenhändig enthauptet. Ein finsteres Heldenepos, durch Überlieferungen am Leben erhalten und durch wahre Schauplätze des Geschehens allgegenwärtig. Einige Orte nehmen für sich in Anspruch, Schauplatz der Ermordung Siegfrieds zu sein, alten Überlieferungen zufolge ist die Siegfriedsquelle bei Grasellenbach im Odenwald jedoch der wahre Ort der finsteren Begebenheit und als solcher auch in die Geschichte eingegangen.