Geotagging von Fotos
Unter Geotagging versteht man die Zuordnung von Fotos zu den Plätzen, an denen Sie aufgenommen wurden. Das Aufkleben auf eine Landkarte könnte man so nennen, tatsächlich wird der Begriff für die elektronische Variante dieses Vorgangs benutzt.
Digitale Fotos liegen ja in Dateiform auf dem PC vor. Neben dem eigentlichen Bild sind aber in der Datei auch sogenannte Meta-Informationen gespeichert, also Informationen über Informationen. Diese Informationen werden auch mit Exif-Header bezeichnet. Er beinhaltet zunächst mal das Datum und die Uhrzeit der Aufnahme, weiterhin den Kameratyp und die Einstellungen der Kamera: Blende, Belichtung usw.
Dabei sind auch Felder für die Geo-Koordinaten vorgesehen. Vermutlich hat jeder schonmal von Längengrad und Breitengrad gehört. Mit der exakten Angabe, genannt Koordinaten, kann jede geographische Position exakt angegeben werden. Es gibt verschiedene Notationen für die Koordinaten – die kleineren Einheiten von Grad können beispielsweise in Minuten und Sekunden angegeben werden, aber auch in dem gebräuchlichen Dezimalsystem. Eine Angabe wie 50,1124 / 8,67186 steht z.B. für den Maintower in Frankfurt.
Geotagging heißt also, kurz gesagt, diese Koordination in den Exif-Header hineinzuschreiben. Welche eigentlich? Die Koordinaten des Standorts des Fotografen oder die Koordinaten des aufgenommen Objekts? Kurz gesagt, liegt das im Ermessen des Fotografen. Denn momentan erlauben die gängigen Lösungen (Hardware und Software) in der Regel nur die Verarbeitung eines einzigen Ortes je Bild. Automatische Lösungen zur Speicherung von Geokoordinaten speichern den Standort des Fotografen. Aktuelle digitale Fotoapparate, insbesondere Spiegelreflex-Kameras (DSLR) sind Hightech-Geräte und haben eine „Ahnung“ davon, wie weit das fotografierte Objekt entfernt ist. Aber diese Information irgendwie mit einer Orientierung, also Richtung zu versehen und als zweites Koordinatenpaar zu speichen, ist wohl noch Zukunftsmusik.
Geotagging in der Praxis: manuell ..
Grob gesagt gibt es zwei Möglichkeiten, Bilder mit den Koordinaten zu versehen. Die manuelle und die automatische.
Manuell heißt: man setzt sich an den PC und benutzt eines der im nächsten Abschnitt beschriebenen Programme. Wer keine Lust hat, sich mit den Programmen näher auseinanderzusetzen, um dann eines auszuwählen, der nehme einfach den GeoSetter. Er kostet nichts, bietet fast alles, was man sich wünschen kann. Aber dazu später mehr.
Mit diesem Programm kann man dann ganz einfach auf Landkarten herumklicken und dabei die Fotos den entsprechenden Orten zuordnen. Wie oben beschrieben, werden die Koordinaten direkt in die JPG-Datei geschrieben. Lädt man es zu einem Bilderdienst wie flickr hoch (siehe letzter Abschnitt), erkennt flickr die Koordinaten und kann es entsprechend anordnen.
… oder automatisch?
Automatisches Geotagging heißt, daß man sich den Vorgang der Zuordnung eines Bildes auf einen Punkt einer Landkarte sparen kann, weil ein Gerät oder eine Software dies übernimmt. Das bedeutet unweigerlich, daß ein GPS-System involviert ist. GPS steht für Global Positioning System und ist die Basistechnologie für Ortsbestimmungen und Navigation. Im Wesentlichen werden dabei Satelliten nach der aktuellen Position befragt. Während Straßennavigationssysteme anhand der GPS-gemeldeten Position und der Straßenkarten eine Route vorberechnen und vorschlagen, beschränken sich Outdoor-Navigationssysteme zumeist auf die Anzeige der Position in einer topographischen Karte. Zusätzlich sind sie in der Lage, beständig die Positionsänderungen aufzuzeichnen, oder einfacher gesagt, den zurückgelegten Weg, Track genannt, zu speichern. Hierzu werden in bestimmten, einstellbaren Intervallen Uhrzeit und Wegpunkt gemeinsam in den internen Speicher des Geräts geschrieben.
Das eigentliche Geotagging erfolgt dann wiederum am PC, nach dem ebenso einfachen wie genialen Prinzip, daß die zurückgelegte Strecke mit den Bildern zusammengespielt wird, in dem die Uhrzeiten der Wegpunkte und der Fotos miteinander vergleichen werden und somit die Bilder in die Strecke an die korrekten Stellen einsortiert werden.
Das Schöne ist: dieselben Programme, die das oben beschriebene manuelle Geotagging erledigen können, schaffen auch die automatische Variante. Man benötigt also in jedem Fall nur ein Programm und kann die Methoden beliebig kombinieren.
Was benötigt man also neben dem Programm? Ein Navigationsgerät, das „Tracks“ aufzeichnen und an einen PC weitergeben kann. Die typischen Outdoor-Navigationsgeräte beherrschen dies (Garmin ist hier wohl die bekannteste Marke), auch neuere Geräte für ähnliche Zwecke, z.B: die Garmin-Forerunner-Sportuhren können dies (nur die mit GPS-ausgestatteten). Und schließlich haben sich auch Geräte etabliert, bei denen das „logging“, also die Streckenaufzeichnung, die Hauptfunktion ist. Nicht zuletzt wegen der Anwendung Geotagging sind diese Geräte entstanden. Beispiele für solche Hardware finden sich im Abschnitt Geotagging Hardware.
Geotagging direkt im Fotoapparat
Das hört sich natürlich am elegantesten und einfachsten an: die Kamera könnte doch die aktuelle Position abfragen und direkt in das Bild hineinschreiben.
Kurz gesagt: das wird in ein paar Jahren vermutlich / hoffentlich Standard sein, aber jetzt gibt es das noch nicht in einer befriedigenden Variante. Ein wesentlicher Grund dürfte sein, daß GPS-Systeme immer noch sehr viel Strom verbrauchen und wegen der wechselnden Satellitenkonstellationen auch immer angeschaltet sein müssen. Sonst würde die Abfrage der Position im Minutenbereich dauern.
Was es bisher gibt, sind Schnittstellen zu GPS-Systemen, die aber extrem teuer sind. Ein großer Vorteil gegenüber der weiter oben beschriebenen Variante ergibt sich aber nicht aus der Nutzung. Man muß sich mal klar machen: Kamera schießt Bild um 16:30 Uhr. Kamera fragt GPS-System, wo wir denn gerade sind und schreibt dies mit ins Foto. Alternativ: Kamera schießt Bild um 16:30 Uhr. GPS-System schreibt um 16:30 (wie in jeder Sekunde) in sein Logfile, wo wir sind. Am Ende des Tages werden Bilder und Logfile per PC zusammengefügt. Hört sich doch nicht so viel aufwendiger an, als daß sich die Kamera-Lösung rechnen würde. Man muß auch dazu überlegen, daß man manchmal sowieso manuell nachbearbeiten möchte. Beispiel: wenn ich auf einem Wanderweg laufe und von verschiedenen Stellen die Loreley knipse, finde ich, daß die Bilder an die Stellen gehören, an denen sie aufgenommen wurden. Also so, wie das GPS-System die Positionen speichert. Wenn ich einfach Bilder von der Loreley machen möchte und hierzu verschiedene Positionen aufsuche, die mir aber in Gegensatz zu einem Wandererlebnis völlig gleichgültig sind, dann möchte ich die Bilder alle direkt der Lorely zuordnen. Dies geht nur manuell.
Wer sich nun aber über die halb-integrierten Lösungen bzw. Schnittstellen informieren möchte, für den gibt es hier ein paar Stichworte.
Ricoh bietet eine Kamera mit Bluetooth-Schnittstelle zur Kommunikation mit einem GPS-System. Der Vertriebspartner Alta4 bietet die Caplio 500SE im Bundle mit verschiedenen GPS-Lösungen an.
Canon bietet die Wireless Lan Transmitter WFT-E2 bzw. WFT-E3 an, der auch Verbindungen zu GPS-Systemen aufnehmen kann.
Nikon hat das GPS-Kabel MC-35 im Angebot
Jobo bietet (hat angeboten / wird anbieten ? siehe Artikel) PhotoGPS, einen GPS-Aufsatz für den Blitzschuh von Kameras
Solmeta bietet mit den DP-GPS N1, DP-GPS N1+ und DP-GPS N2 drei Zusatzgeräte für die Kameras Nikon D3, D700, D300, D2XS, D2X, D2HS & D200 und Fujifilm S5 Pro zu Preisen von ca. 180 bis 280 Dollaran
Dawntech bietet mit den di-GPS Basic und di-GPS Pro zwei Geräte für den direkten Anschluß an Nikon D2Hs, D2X, D2Xs, D200, D3, D700, D300 & Fujifilm S5 an, weiterhin mit dem di-GPS USB ein Gerät für die erwähnten WLAN Transmitter WFT-E2/E3 für Canon Kameras.
Inzwischen gibt es auch eine Videokamera mit eingebauten Geotagging-Funktionen, nämlich die i.catcher der Firma myguidegps. Im verlinkten Beitrag ist zu lesen, was das überhaupt heißt, Geotagging von Videos.
Neu: die Nikon COOLPIX P6000 ist die erste Kamera mit wirklich vollintegriertem GPS-System und Geotagging-Funktion. Es handelt sich um eine Kompaktkamera mit 28-122mm Brennweite (Kleinbildäquivalent), die ansonsten recht unspektakulär daherkommt. Erwähnenswert vielleicht noch die Möglichkeiten der Raw-Speicherung als einzige Besonderheit neben dem GPS – während andere Kameras, insbesondere die Topmodelle mit großen Brennweiten und/oder Videofunktionen protzen. So hat dann auch die FAZ am 14.10. der gleichzeitig betrachteten Coolpix P80 mit 27-486mm Brennweite gegenüber der Coolpix P6000 klar den Vorzug gegeben. Die Zeitung hat es vor allem am Preis und am Zoombereich festgemacht: „Soll man als kompakte Kamera für die Urlaubsreise für rund 330 EUR doch mehr Telebrennweite mitnehmen statt für 460 EUR ein eingebautes GPS?“
Allerdings war der Autor lesbar genervt von der umständlichen Handhabung, insbesondere bezüglich der Tatsache, daß die Kamera erst auf WGS884 (World Geodetic System) umstellen mußte, damit die geokodierten Fotos in Bilderdiensten an den korrekten Stellen erschienen, dies jedoch in der Bedienungsanleitung nicht beschrieben war. Keine Aussage gibt es leider zu der Akkulaufzeit bzw. dem damit zusammenhängenden Handling der Kamera, was die Standby-Funktion bei eingeschaltetem GPS angeht.
Neu: Geotagging „komplett“
Weiter unten werden verschiedene Hard- und Softwarelösungen für das Geotagging vorgestellt. Seit kurzem ist mit Pictomio auch eine Komplettlösung mit aufeinander abgestimmter Hard- und Software verfügbar.
Geotagging Software
Die Informationen zu einigen Softwarelösungen zum Geotagging wurden auf Unterseiten verteilt. Bitte klicken Sie auf den entsprechenden Link und beachten Sie, daß Sie jederzeit zu dieser Übersichtsseite zurück kommen, wenn Sie oben in der Hauptnavigation den Menüpunkt „Geotagging von Fotos“ anklicken.
Übersicht Geotagging Software
Geotagging mit Robogeo
Geotagging mit locr GPS Photo
Geotagging mit dem GeoSetter
Geotagging mit den Microsoft Pro-Photo Tools
Als kleine Notiz noch einige Softwareempfehlungen der Computerzeitung c’t (19/2008). Sie verweist auf den GPSPhotoLinker für Geotagging auf dem Mac, weiterhin auf die Software Zoner Foto Studio Express 10, bei der insbesondere das Problem der Zeitdifferenz zwischen kamerauhr und GPS-Daten gut gelöst sei.
Geotagging-Weblog
Eine chronologische Liste aller Artikel im Blog zum Thema Geotagging finden Sie in der Kategorieübersicht Geotagging von Fotos.
Geotagging-Hardware
Wie weiter vorne gesagt sind hier beispielhaft Geräte aus verschiedenen Kategorien angegeben.
Das Sony-GPS-CS1 ist ein reiner Datenlogger zum Zwecke des Geotaggings. Er hat überhaupt nichts mit Sony-Kameras zu tun, sondern benutzt das weiter vorne beschriebene Prinzip: Wegstrecke aufzeichnen und anhand der Uhrzeit mit Bildern synchronisieren. Das Gerät tut, was es soll, ist aber etwas teurer als Geräte ohne den Namen Sony, selbst wenn letztere von einem Navigationsspezialisten kommen. Natürlich funktioniert es mit nicht-Sony-Kameras genauso wie mit Sony-Kameras.
Der Wintec WBT-201 ist ein Datenlogger, der auch als Bluetooth-GPS-Maus fungieren kann. Er ist streichholzschachtelgroß, sehr leicht und hat eine ausreichend lange Akkulaufzeit. Weitgehend alle froutes Routen wurden mit dem Wintec aufgezeichnet.
Als Beispiel für ein echtes Outdoor-Navigationsgerät wird hier das Garmin GPS Colorado 300 aufgelistet. Das neue „Flaggschiff“ von Garmin. WIe schon gesagt: die älteren Modelle und die Modelle mit kleinerem Funktionsumfang tun’s auch. Streckenaufzeichnung ist ganz einfach eine Basisfunktion.
Ein etwas schwierigerer Fall ist die Aufzeichnung mit einem GPS-fähigen PDA. Die Outdoor-Fähigkeiten dieser Geräte, z.B. eines Fujitsu-Siemens-Pocket-Loox N560, sind sowie in Bezug auf das Display bei Sonnenlicht und die Akkulaufzeit beschränkt. Mit dem dauerhaften Mitloggen der Strecke wird das Akku-Problem leider extrem verstärkt. Man sollte sich fragen, ob nicht ein zusätzliches Kästchen, eben z.B. der Wintec WBT-201 im Budget ist. Einfach anschalten und mit sich führen. Der PDA ist dann frei, kann in den Stromsparmodus geschickt werden, ohne daß man sich Sorgen um die „loggerei“ machen muß.
Die froutes-Lösung besteht übrigens aus den genannten Loox N560 (mit einem doppeltgroßen Ersatzakku) und zusätzlich dem Wintec WBT-201.
NEU: der Garmin-Forerunner 405, eine schicke Herzfrequenz-Trainingsuhr, die über einen eingebauten GPS-Empfänger Strecken aufzeichnen kann.
Dreizehn GPS-Logger ab 50 EURO stellte die Computerzeitung c’t in ihrer Ausgabe 19/2008 vor.
Geotagging im Handy bzw. Smartphone
Handys und Smartphones haben inzwischen zumeist eingebaute Kameras, die mehr mit Autofocus, Blitz, hoher Auflösung usw. mehr als nur Spielerei sind. Gilt nun auch das unter dem Abschnitt „Geotagging direkt im Fotoapparat“ geschriebene?
Nein, es gibt zwei wesentliche Unterschiede: zum einen ist ein Smartphone darauf ausgelegt, Software von Fremdherstellern auszuführen und somit Funktionen zu ergänzen, die der Gerätehersteller nicht oder nicht so gut bietet. Wichtiger aber ist der zweite Punkt: GPS gehört mehr und mehr zur Standardausstattung eines guten Smartphones. Die Hersteller, die „mitspielen“ wollen, müssen also sowieso die Probleme lösen, die das mit sich bringt (Empfangsqualität, Akku). Diejenigen, die sich am Markt durchsetzen, haben das GPS-Thema dementsprechend besser im Griff als die Kamerahersteller.
Geotagging ist also mit solchen Geräten prinzipiell möglich, teilweise mithilfe von Fremdsoftware, teilweise schon im Auslieferungszustand. Eine exakte Geräteübersicht führt hier zu weit. Für eine Recherche, welches Handy geeignet ist, ist es sinnvoll sich Klarheit über die verwendeten Betriebssysteme zu schaffen. Im Wesentlichen gibt es ja das Nokia System 60, Windows Mobile und proprietäre Systeme wie das IPhone, Blackberry, oder ganz aktuell das Google-Handy.
Bilderdienste, die geokodierte Fotos in Landkarten zeigen
Immer mehr allgemeine Bilderdienste bieten diese Funktion und zusätzlich schießen Dienste aus dem Boden, die das Stichwort Geo als ein Hype-Thema aufgreifen.
Das froutes-Urteil lautet ganz einfach, daß flickr so ziemlich in allen Hinsichten der beste verfügbare Bilderdienst ist. Daher sind alle froutes-Bilder dort zu finden. Während flickr zu Yahoo gehört, hat Internet-Marktführer Google gleich zwei Bilderdienste: Picasa und Panoramio. Die Strategie ist nicht so ganz klar. Panoramio scheint online etwas bedeutender zu sein. Z.B. ist es der einzige Bilderdienst, dessen Bilder nach Prüfung in Google Earth übernommen werden. Für Picasa hingegen gibt es eine PC-Software zur Verwaltung von Bildern, zum Hochladen und für einfache Bildbearbeitungsaufgaben. Manuelles Geotagging wird auch angeboten, wenn auch recht rudimentär.
Links zu den froutes-Fotos im Bilderdienst flickr:
froutes-Hauptseite bei flickr
Übersicht über die froutes-Alben
und passend zum Thema: froutes Landkarte (klicken Sie unten mal auf „interessanteste“ – standardmäßig werden „neueste“ angezeigt)
schließlich persönlich das froutes Profil (freue mich über Kontaktaufnahmen anderer froutes und flickr-Nutzer)